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Mein Tokyo-Reiseführer
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Updated: December 27, 2022
Eine Kirschblüte ist die Blüte eines Baumes der Gattung Prunus, von der es viele verschiedene Arten gibt. Kirschblüten gibt es auf der ganzen Welt, besonders häufig in Regionen der nördlichen Hemisphäre mit gemäßigtem Klima, darunter Japan, China und Korea, aber auch in Nepal, Indien, Pakistan, Iran und Afghanistan sowie in mehreren Gebieten von Nordeuropa.
Insbesondere Japan ist für seine Kirschblüte berühmt, was an der großen Sortenvielfalt und den landesweiten Feierlichkeiten während der Blütezeit liegt. Wenn die Knospen in Parks und Straßen im ganzen Land aufbrechen, veranstalten die Menschen Picknicke und Hanami-Partys (Blumenschau-Partys), um die vergängliche Schönheit der Blumen zu würdigen und den Anbruch der wärmeren Jahreszeit zu feiern. Kirschblüten sind im Japanischen als Sakura bekannt, und es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass sie eine nationale Leidenschaft sind.
Verschiedene Sorten von Kirschblüten blühen zu unterschiedlichen Zeiten, aber die meisten erreichen in Tokyo Ende März bis Anfang April die Vollblüte. Während dieser Jahreszeit ändert sich die allgemeine Stimmung. So wie der Frühling neues Leben und Neuanfänge verspricht, so verbreitet der sanfte Blütenduft Lebensfreude und Optimismus in den Straßen. Die Blüten werden zum alltäglichen Gesprächsthema, und es ist üblich, Menschen auf der Straße zu sehen, die wie in Bann geschlagen einen blühenden Baum aus vielen verschiedenen Blickwinkeln ablichten. Produkte und Dekorationen in den Geschäften färben sich rosa, blumige Formen und Süßigkeiten und Getränke mit Sakura-Aroma schmücken die Speisekarten – die Getränke mit Sakura-Thematik von Starbucks etwa haben eine fast schon kultartige Anhängerschaft!
Kirschblütenfeste finden in vielen Parks und Burganlagen in ganz Japan statt, aber ihre Schönheit wird auch in Ländern weltweit gefeiert. Diese zarten, vergänglichen Blüten, die in allen Bereichen von traditioneller Kunst und Malerei erscheinen, aber auch eine beliebte Wahl für Tapeten und sogar Tätowierungen sind, haben die Herzen und die Fantasie der Menschen erobert.
Die am weitesten verbreitete Kirschblütenart in Japan ist die „Somei-yoshino“ oder Yoshino-Kirsche, eine Mischform von zwei anderen Arten. Sie ist bekannt für ihre fast gänzlich weißen Blütenblätter, die einen Hauch von Rosa aufweisen. Sie wird oft entlang von Flüssen oder Burggräben gepflanzt, wo die Bäume dann einen Tunnel aus schimmernden, blassen Farbtönen bilden, die vom Wasser reflektiert werden. Man findet sie auch in Parks und Schulen.
Eine weitere schöne Variante ist die Kawazu-zakura, die häufig im Kawazu-Gebiet im südlichen Teil der Izu-Halbinsel, etwas mehr als zweieinhalb Zugstunden von Tokyo entfernt, anzutreffen ist. Diese Blüten weisen eine kräftigere Rosafärbung auf als Somei-Yoshino und blühen etwa einen Monat früher, gewöhnlich von Ende Februar bis Anfang März. Das Kawazu-zakura-Kirschblütenfest ist ein spektakulärer Anblick, der jedes Jahr rund eine Million Menschen anzieht.
Auch wenn Sie nicht im Frühjahr unterwegs sind, gibt es immer noch Blüten zu entdecken. Die Shikizakura, wörtlich „Vier-Jahreszeiten-Sakura“, blüht zweimal im Jahr und ist ein beliebter Anblick in der Präfektur Aichi, wo man im Herbst zeitgleich den Kontrast von lebhaft roten Blättern und zartrosa Blüten bewundern kann.
Für diejenigen, die ihre eigene Sakura aufziehen wollen, ist es populär geworden, einen Baum zu kaufen, anzupflanzen und selbst großzuziehen, wobei Baumärkte, wie etwa Home Depot in den Vereinigten Staaten, pflanzbereite Bäume für angehende Hobby-Botaniker verkaufen. In Japan kann man sogar kunstvoll geformte Kirschblüten-Bonsai finden, Miniaturbäume, die zwei Symbole der japanischen Kultur auf wunderbare Weise in sich vereinen.
Die Ästhetik der Kirschblüte ist eines der prominentesten Motive der japanischen Kultur. Sie werden das Design überall vorfinden, von verträumten Landschaften in Ukiyo-e-Holzschnitten oder filigranen Designs auf traditionellen Byobu-Wandschirmen bis hin zu Dekorationen auf alltäglichen Gebrauchsgegenständen wie Bento-Lunchboxen, ganz zu schweigen von der üblichen Darstellung in moderner Kunst, Manga und Anime.
Diese zarten Blumen haben unzählige Zitate inspiriert, die der Schönheit gewidmet sind, die sie der Landschaft verleihen, und die zum Ausdruck bringen, wie sehr sie von Menschen bewundert werden, die sie jeden Frühling genießen. Nehmen Sie zum Beispiel die eindrücklichen Worte von Ikkyu (1394–1481), einem japanischen Mönch des Zen-Buddhismus und Dichter: „Spalte einen Kirschbaum und du wirst keine Blüten finden; doch der Frühlingswind bringt Myriaden Blüten hervor“.
Einer der Gründe für die Beliebtheit der Kirschblüte liegt in ihrer Symbolik. Man sagt, sie seien wie Wolken, da sie alle auf einmal blühen und über den Bäumen hängen, als ob sie sie in Nebel hüllen würden. Dann – so wie Wolken – verschwinden sie plötzlich. Dadurch sind sie zu einem Symbol für die Flüchtigkeit oder Vergänglichkeit des Lebens geworden. Darin spiegelt sich ein langjähriges buddhistisches Konzept in der japanischen Kultur wider, das als „mono no aware“, grob übersetzt „das Pathos der Dinge“, bekannt ist und sowohl die Schönheit als auch die Sterblichkeit anerkennt, die dem Leben innewohnen.
Die Kirschblüten blühen je nach Gebiet zu unterschiedlichen Zeiten, aber im Allgemeinen werden sie mit dem Zeitraum zwischen Ende März und Anfang April in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich um das Ende des Schuljahres und den Beginn von etwas Neuem, um eine Zeit, in der Absolventen nach ihrem Abschluss in die Arbeitswelt eintreten. Es ist eine Zeit, die mit dem Ende eines Kapitels und der Eröffnung des nächsten assoziiert wird. Im Japanischen spiegelt das Wort „natsukashi“ eine Art Nostalgie wider, die sowohl von Glück als auch von Traurigkeit geprägt ist. Aufgrund des Zeitpunkts ihrer Blüte verkörpert die Kirschblüte für viele Japaner ebenfalls eine solche Art nostalgischer Wehmut.
Das Bewundern und Feiern der Kirschblüte ist in Japan ein nationaler Zeitvertreib, und Prognosen für ihre Blütezeit in Tokyo und anderen Städten auf der Hauptinsel Honshu werden bereits im Januar veröffentlicht. Dann folgen lebhafte Debatten darüber, wo man sich die Blüten anschauen sollte, von beliebten Orten bis hin zu Geheimtipps. Freunde, Mitschüler und Kollegen gleichermaßen beginnen damit Blumenschau-Partys zu planen, bei denen sie die Blüten bewundern und den Frühling in entspannter Atmosphäre genießen wollen.
Im Allgemeinen gilt in Japan die Zeit von Ende März bis April als Kirschblütensaison, aber angesichts der geographischen Ausdehnung des Landes erstreckt sich die Blütezeit tatsächlich über etwa vier Monate!
Auf den subtropischen Inseln von Okinawa im Süden des Landes beginnt die Kirschblüte Mitte Januar, wobei die beste Zeit Anfang Februar ist.
Dann beginnen in der letzten Märzwoche die Kirschblütenbäume auf Kyushu in den südlichen Städten Kagoshima, Kumamoto und sogar in Fukuoka zu blühen, wobei der Höhepunkt der Blüte Anfang April erreicht wird.
In nördlicher Richtung bis nach Kansai hinauf, wo sich Osaka, Kyoto und Nara befinden, entfalten sich die Blüten, wenn der März in den April übergeht.
In Tokyo und Yokohama beginnt die Blüte tendenziell in den letzten Märztagen, und die Vollblüte fällt in die erste Aprilwoche.
Die nördlichen Städte in Tohoku blühen bis weit in den April hinein, wobei die Blüte in Hirosaki an der Nordspitze von Honshu in der letzten Woche des Monats beginnt und ihren Höhepunkt erreicht.
Als Letztes ist natürlich die nördliche Insel Hokkaido an der Reihe. Die Blüte beginnt in den Städten Sapporo und Hakodate gewöhnlich in der ersten Maiwoche, und ihren Höhepunkt erreicht sie nur wenige Tage später.
Um den Frühling willkommen zu heißen, oder vielleicht manchmal auch nur als Ausrede für eine gute Party, werden in ganz Japan Hanami-Partys („Blumenschau-Partys“) veranstaltet. Dabei handelt es sich oft um informelle Zusammenkünfte von Freunden und Familienangehörigen, aber auch Firmen halten ihre eigenen Feiern ab, häufig in Parks in der Nähe ihrer Büros. Für gewöhnlich wird ein Ort mit einer großen Konzentration von Sakura-Bäumen für das Picknick ausgesucht – in Tokyo ist der Yoyogi-Park sehr beliebt, und die Leute begeben sich sehr früh dorthin, um sich einen Platz zu sichern. Gewöhnlich wird eine blaue Plastikfolie als Unterlage verwendet. Alle ziehen ihre Schuhe aus und machen es sich unter den Blüten für längere Zeit bequem. Die Leute bringen ihr eigenes Essen und Trinken mit, um es mit der Gruppe zu teilen. Beliebt sind auch Bento-Lunchboxen mit Sakura-Motiven, die blütenförmige Häppchen enthalten oder rosafarben dekoriert sind. Es ist auch üblich, Sakura Mochi zu essen – ein Reiskuchen, der mit dem Blatt eines Sakura-Baums umwickelt ist.
In vielen Städten finden auch Kirschblütenfeste statt, und nächtliche Beleuchtung schafft eine ätherische Stimmung, wenn die zarten Blüten inmitten der Dunkelheit schimmern. Sakura werden traditionell in Burganlagen gepflanzt, und Menschenmassen strömen herbei, um die zarten Blüten und die weiße Burg vor dem strahlend blauen Himmel oder die gesprenkelten rosa Lichtreflexe im Burggraben zu fotografieren. Besonders berühmt ist das Hirosaki-Kirschblütenfest in Aomori, das über 2 Millionen Besucher anzieht und als einer der 100 besten Orte Japans für die Kirschblütenschau gilt sowie zu den 100 wichtigsten von Mensch und Natur geschaffenen Ansichten Japans zählt. In Tokyo verwandelt sich der Kanal von Nakameguro in eine verwunschene Wasserstraße, wenn darin die Spiegelungen der Blüten und Laternen auf magische Weise schimmern.
Wenn Sie Japan während der Kirschblütenzeit besuchen können, ist dies eine Gelegenheit, die Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen sollten und die Ihnen eine unvergessliche Reise bescheren wird.